Bericht von den Kromfohrländer-Seminaren 2024 und 2025 in Overath
Unter der Federführung von Monika Reinartz wurden in deren Hundeschule in Overath-Falkemich in den Jahren 2007 bis 2012 mehrere Kromi-Seminare, Themenabende und Kromi-Erziehungsspaziergänge durchgeführt, die jeweils sehr gut besucht waren und äußerst positiv bewertet wurden. Die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Monika trainierte zu dem Zeitpunkt schon seit vielen Jahren mit Kromfohrländern und auch ich habe ihre Hundeschule damals mit unserer ersten Kromfohrländer-Hündin Amelie von 2004 bis zu unserem Wegzug aus dem Rheinland besucht.
Nach einer mehrjährigen Seminar-Pause haben wir 2024 wieder mit den Kromi-Seminaren bei Monika Reinartz begonnen, indem von ProKromfohrländer im Oktober 2024 drei Einsteiger-Seminare mit dem Themenschwerpunkt Leinenpöbelei angeboten wurden, da dies ein Thema ist, das viele Kromfohrländer-Halter mit Beginn der Pubertät ihrer Kromis beschäftigt. Gerade in dieser sensiblen Phase werden viele Weichen gestellt und es sind neben Einfühlungsvermögen auch Konsequenz, Führungsstärke und Durchhaltevermögen gefordert. Oftmals schleichen sich gerade in dieser Zeit Unarten ein und viele Kromibesitzer kommen erziehungstechnisch an ihre Grenzen. Die Pöbelei wird in der Folge zu einem relativ gefestigten Verhalten und viele Hundehalter stellen fest, dass man in diesen Situationen mit Leckerlies und ausschließlich positiver Verstärkung nicht mehr wirklich weiter kommt. Die Seminare hatten daher zum Ziel, den Kromi-Besitzern Wissen und Techniken zu vermitteln, um mit dem eigenen Hund besser agieren zu können und unerwünschtes Verhalten zu unterbinden. Dies bedeutet auch, dass man lernt, dem eigenen Hund Grenzen zu setzen.
Im Vorfeld der Seminare wurden zur Vorbereitung und ersten Einschätzung der jeweiligen Mensch-Hund-Teams 10-seitige Anamnesebögen an die Seminarteilnehmer verschickt. In den Anamnesebögen ging es nicht nur um die Leinenpöbelei als solches, sondern auch um viele andere Dinge in Bezug auf das Verhalten ihres Kromfohrländers und im täglichen Zusammenleben.
Die Auswertung der Anamnesebögen hat gezeigt, dass viele der von den Kromi-Besitzern als problematisch empfundenen Verhaltensweisen ihrer Hunde ähnlich gelagert waren. Dabei spielten auch die Themen Zecken entfernen, Zahnkontrolle und andere körpernahe Pflegemaßnahmen eine größere Rolle. Es gab auch mehrere Kromi-Besitzer, die angaben, dass im Laufe der Zeit die Abstände zu anderen Hunden (Bögen laufen, Straßenseite wechseln etc.) immer größer geworden sind. Manche gingen auch nur noch dort spazieren, wo sie sich erhofften, nicht auf andere Hunde zu treffen.
Monika und ihre Co-Trainerin Andrea Hinz haben die Angaben aus den Anamnesebögen am ersten Seminartag mit den Seminarteilnehmern besprochen. Sie erklärten neben vielen anderen Zusammenhängen und Verhaltensweisen auch sehr anschaulich, dass ein Hund der pöbelt um die Distanz zu anderen Hunden zu vergrößern mit seinem Pöbeln bereits Erfolg gehabt hat, wenn sein Besitzer im direkten zeitlichen Zusammenhang mit diesem unerwünschten Verhalten eine Distanz zu dem anderen Hund aufbaut. Dies führt oftmals dazu, dass der pöbelnde Hund immer früher anfängt zu bellen und in der Leine zu hängen, weil er gelernt hat, dass er dadurch die Distanz zu entgegenkommenden Hunden immer weiter vergrößern kann.
Leckerlies und gutes Zureden helfen in diesen Situationen meistens nicht. Neben der Gefahr einer Fehlverknüpfung, indem man unbeabsichtigt das falsche Verhalten belohnt oder das Timing nicht stimmt, ist es oftmals auch so, dass man den Hund in den Situationen des Hochfahrens und möglicherweise auch „Ausrastens“ mental gar nicht mehr erreicht. Es kann sogar vorkommen, dass ein in Rage geratener Hund um sich schnappt, weil er seinen Besitzer gar nicht mehr wahr nimmt.
Im praktischen Training ging es um das allgemeine Handling des eigenen Kromis und darum, wie man ihm Führung vermittelt und Leinenpöbeleien unterbricht bzw. verhindert, dass es gar nicht erst dazu kommt. Des Weiteren ging es darum, Alternativ-Verhalten mit den einzelnen Kromis herauszuarbeiten. Dabei wurde auch auf die unterschiedlichen Charaktere der an dem Seminar teilnehmenden Kromfohrländer und die jeweiligen Mensch-Hund-Teams eingegangen. Auch bezüglich der Motivation, warum, die einzelnen Kromis pöbeln wurde differenziert eingegangen.
Anhand der verschiedenen Trainingssituationen und dem Verhalten der jeweiligen Kromis wurde von den Trainerinnen analysiert, welche Motivation für das Pöbeln in den einzelnen Situationen bei den anwesenden Kromis zugrunde lag. Dem Pöbeln lag nämlich nicht bei allen Kromis dieselbe Motivation zugrunde. Bei manchen war es aus Frust, bei einigen sozial motiviert (um auf den eigenen Besitzer aufzupassen), bei den wenigsten aus Unsicherheit und wieder andere hatten einfach nur Spaß am Pöbeln (ja auch das gibt es) und suchten eine Bühne, auf der sie sich produzieren konnten. Bei dem jüngsten Kromi (11 Monate alt) spielte auch die Pubertät eine sehr große Rolle. Übrigens hatten alle Seminar-Kromis bereits einen guten Grundgehorsam. Nicht Sitz, Platz, Pfötchen geben & Co. stellen die Besitzer vor Herausforderungen, sondern meistens waren es die Begegnungen mit anderen Hunden, die für manch einen zum Horrortrip wurden.
In dem Seminar wurden ganz konkret Problemsituationen und Hundebegegnungen geübt. Es bringt niemandem etwas, wenn man nur theoretisch lernt, wie etwas laufen kann, sondern es wurde auch praktisch einzeln und in kleinen Gruppen an den problematischen Situationen gearbeitet. Für das praktische Training standen 2 Indoor-Trainingshallen und 2 Außengelände zur Verfügung. Durch die Aufteilung der maximal 10 Mensch-Hund-Teams auf die 2 Trainerinnen und die Coacherin konnten die aktiven Seminarteilnehmer jeweils an verschiedenen Stationen und Situationen einzeln und in Teams zu maximal 3-4 Hunden arbeiten.
Mit den Hundegruppen fand am 2. Seminartag bei einigen Seminaren ein gemeinsamer Spaziergang auf der angrenzenden Wanderstrecke statt. So konnte das Erlernte „in freier Wildbahn“ unmittelbar in der Praxis erprobt werden. Ob ein solcher Spaziergang stattfand oder nicht wurde anhand der jeweiligen Gruppenkonstellation entschieden, da es mitunter sinnvoller war, anstatt eines Spaziergangs an anderen Themen zu arbeiten und diese zu vertiefen.
Am dritten Seminartag ging es ans Eingemachte und alle Mensch-Hund-Teams haben gemeinsam auf dem Außengelände Hundebegegnungen geübt. Mittels Videoanalyse wurden die verschiedenen Begegnungen und Verhaltensweisen aufgezeichnet und anschließend in der Gruppe besprochen.
Bei dem Seminar trafen verschiedene Kromi-Charaktere aufeinander und einige Kromis waren zugegebenermaßen recht heftige Kaliber. Dementsprechend laut wurde es mitunter in einigen Situationen. Aber es ist gut, wenn sich auch diese Kromi-Halter Hilfe holen und den Herausforderungen stellen. Da ein Intensivtraining an unerwünschtem Verhalten auch emotional sehr aufregend und belastend sein kann, hat eine Coacherin für Menschen das Trainerinnen-Team ergänzt. Bärbel Klump hat Methoden vermittelt, mit denen der Mensch lernt, das Problemverhalten seines Hundes emotional nicht so nah an sich heranzulassen und Ruhe zu bewahren. Auch über das Thema Stimmungsübertragung wurde in dem Zusammenhang gesprochen. Während des Seminars wurden auch immer wieder Entspannungsübungen für Mensch und Hund eingebaut.
In dem Seminarraum für die Theorieeinheiten waren unter den Tischen Abtrennungen geschaffen worden, damit die Hunde nicht unter den Tischen mittels Blickkontakt in Stress oder Aufregung gerieten. Die Seminargruppen wurden mit maximal 10 Kromis bewusst klein gehalten und als passive Seminarteilnehmer kamen auch keine externen Kromibesitzer hinzu, sondern lediglich Begleitpersonen von einigen aktiven Seminarteilnehmern. So konnte jeder ganz ungehemmt und ohne viele Zuschauer trainieren.
An den Seminaren haben Kromis verschiedenen Alters (mindestens 10 Monate sollten die Hunde für das Training alt sein) von ProKromfohrländer und vom RZV teilgenommen. Die meisten Kromis waren bei den Seminaren zwischen 2 und 5 Jahre alt. Eine Altersbeschränkung nach oben hin gibt es für die Semnare nicht.
Nach den 3 Seminaren fand im Dezember 2024 ein Zoom-Meeting zur Nachbereitung statt, um zu schauen, wie es den Teilnehmern nach dem Seminar so ergangen ist, wo noch Fragen offen sind und wo Erfolge zu verbuchen waren.
Vom 20. bis 22.06.2025 wurde für die Teilnehmer der Basisseminare ein Fortsetzungsseminar angeboten, in dem das Erlernte weiter ausgebaut und vertieft werden konnte. Insbesondere das Intervenieren in schwierigen Situationen stand dabei im Vordergrund und wurde intensiv praktisch geübt. Auch zu dem Fortsetzungsseminar, an dem 8 Mensch-Hund-Teams teilgenommen haben, gab es sehr positive Rückmeldungen.
Ich habe mich in Absprache mit den Trainerinnen übrigens bewusst dazu entschieden, keine Fotos von Trainingssequenzen und problematischem Hundeverhalten im Internet hochzuladen. Die Seminare sollen ein ein „Safe Place“ sein, bei dem niemand befürchten muss, dass emotional aufregende Situationen oder etwaiges Problemverhalten der jeweiligen Hunde im Internet gezeigt werden.
Auch in diesem Jahr wird es im Oktober in Overath bei Köln wieder Kromi-Basisseminare mit dem Schwerpunkt Leinenpöbelei geben.
Tagesordnung des Basisseminars: Tag 1: 14:00 – 19:00 Uhr (Freitag)
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