Epilepsie beim Kromfohrländer
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Die Epilepsie ist eine chronische Erkrankung des Gehirns, die mit von Zeit zu Zeit auftretenden krampfartigen Anfällen verbunden ist. Es gibt angeborene, aber auch erworbene Formen der Epilepsie. Bei dem Kromfohrländer treten in der Regel die angeborenen (idiopathischen) Formen der Epilepsie auf, so dass man diese Krankheit auch zu den erblichen Krankheiten zählt.
Der erste epileptische Anfall tritt bei vielen betroffenen Kromis um den 2. - 3. Geburtstag herum auf, aber auch frühere oder spätere Erkrankungen sind möglich. Nach dem 6. Lebensjahr erkrankt jedoch kaum noch ein Kromi an erblicher Epilepsie. Häufiger kommen ab dem Alter dann auch durch andere Krankheiten entstandene Formen von Krampfanfällen vor wie sie z.B. bei Lebererkrankungen, Hirntumoren oder bei Problemen der Sauerstoffversorgung des Gehirns vorkommen können.
| (Goya vom rauhen Stein, *18.02.2010, trotz Epilepsie ein lebensfroher Kromi) |
Der Rassezuchtverein der Kromfohrländer (RZV) bekämpft die Epilepsie seit den 1990er Jahren durch Zuchtlenkungsmaßnahmen, so dass die Neuerkrankungen bei den Kromfohrländern zurückgegangen sind. Auch der Zuchtverein ProKromfohrländer e.V. arbeitet mit dem sogenannten Genotypverfahren zur Eindämmung der Epilepsie.
Erkrankte in den 1980er Jahren noch ein relativ großer Prozentsatz der zu dem Zeitpunkt im RZV geborenen Kromfohrländer an Epilepsie, so wurden diese Fälle von Jahr zu Jahr immer weniger (bei den seit 2001 geborenen Kromis lag die Zahl der Neuerkrankungen im RZV lange Zeit pro Jahrgang bei ca. 4%). Dazu wie hoch der Prozentsatz beim RZV aktuell ist, können wir derzeit leider keine verlässliche Aussage treffen, da schon lange keine aktuellen Zahlen mehr durch den RZV auf seiner Homepage veröffentlicht worden sind. Bei ProKromfohrländer gibt es bislang in der ganzen 10-jährigen Vereinsgeschichte einen einzigen Epi-Fall, was allerdings nicht heißt, dass dies auf ewig so bleiben wird (Stand November 2022).
Die Eindämmung der sogenannten "Epi-Fälle" wurde dadurch erreicht, dass jeder der in den beiden Zuchtvereinen geborene Kromfohrländer einen sogenannten Epi-Wert zugewiesen bekommt, welcher sich aus seinem Alter, Wurfgröße, Erkrankungen bei den Vorfahren, Nachkommen und Verwandten berechnet. Wird von einem Züchter dann ein Zuchtantrag gestellt, so dürfen nur Hunde miteinander verpaart werden, bei denen das Produkt aus den multiplizierten Werten beider Hunde einen gewissen Wert nicht überschreitet. Auch der Einsatz von älteren gesunden Deckrüden, die mindestens 3 Jahre alt sind, ist zur Eindämmung der Epilepsie hilfreich.
Hierdurch wird das Risiko von erkrankten Welpen in einem Wurf minimiert. Aus diesem Grunde würde ich persönlich auch keinen Hund (egal ob Kromfohrländer oder anderer Rassehund) aus einer „Schwarzzucht“ (=nicht registrierte Züchter und nicht genehmigte Zucht) kaufen, da dort auf solche Werte i.d.R. nicht geachtet werden kann, weil diesen Züchtern die Informationen fehlen. Eine fundierte Kontrolle bei den Verpaarungen ist mir wichtiger, als vielleicht etwas schneller oder günstiger an einen Hund zu kommen.

(Erbse vom Isarflimmern, 14 Jahre alt)

(Und noch einmal die süße Erbse ;-))
Praxiserfahrungen von Petra Henning
Praxiserfahrungen von Marion Wisst
Mein Hund hat Anfälle – was soll ich tun
Natürlich ist das erstmal nicht zu glauben, Ashley ging es die Wochen vorher schon nicht besonders, sie hatte arg abgenommen, war scheinträchtig und hatte eine Virusinfektion, ihr Hormonhaushalt war aus dem Ruder gelaufen. Also schoben wir es darauf.
| 4 Wochen später wieder ein Anfall, mein erster, ich war geschockt. Weitere Anfälle alle 4-6 Wochen, auch mal ein 2 Wochen Rhythmus, folgten. Also mussten wir uns nun mit der Diagnose abfinden. Es wurden auch Stimmen von Bekannten laut, den Hund doch zu „erlösen“ und einzuschläfern, das kam aber für uns nicht einen Moment in Frage. Ashley war sonst ein lebenslustiger, fröhlicher Hund mit einen herrlichen Temperament. |
Im April 2005 wurde Ashley dann kastriert da ihr Hormonhaushalt immer noch durcheinander war, bei der Kastration zeigte sich dann auch, dass die Gebärmutter und die Eileiter in verschiedenen Stadien der „Läufigkeit“ standen, obwohl Ashley erst 3 Monate später überhaupt läufig werden sollte.
Da Ashley nach jedem Anfall arge Probleme mit der Orientierung hatte und auch ihre Pupillen nur träge reagierten, wurden wir noch in eine Tierklinik geschickt. Dort wurde eine neurologische Untersuchung gemacht. Augenüberprüfung, Gleichgewichttests, und vieles mehr um ggfs. einen Hirntumor auszuschließen, wieder alles ohne Befund. Epilepsie kann viele Auslöser haben, ein Autounfall, extremer Stress, Mangelerscheinungen, Vererbung, auch Impfen, Zeckenmittel stehen im Verdacht Auslöser zu sein.
Am Ende wurde uns gesagt, dass Ashleys Hormonhaushalt und eine Vergiftung, die ihre Mutter Thalea während der letzten Woche der Trächtigkeit hatte, durchhaus zu einer Epilepsie führen konnten. Natürlich kann man eine vererbte Epilepsie nicht ausschließen, leider gibt es dafür keine Tests.
Da die Anfälle weiterhin kamen, entschieden wir uns zu einer Behandlung mit Luminal. Bei Luminal ist der Wirkstoff Phenobarbital, dieses muss über mehrere Wochen gegeben werden, damit sich ein sogenannter „Phenobarbital-Spiegel“ aufbaut, der auch nicht zu großen Schwankungen unterliegen sollte um weitere Anfälle zu verhindern. Die Nebenwirkungen sind allerdings auch nicht zu verachten, Ashley bekam Koordinierungsschwierigkeiten mit den Hinterbeinen, die dauerten ca. 1 Woche, dabei sackte sie mit den Hinterbeinen weg und konnte keine Treppen gehen. Bei anderen Hunden ist auch eine Schlappheit und Müdigkeit zu sehen.
Trotz der Medikamente wurde es nicht besser. Ashleys Leberwerte stiegen immer höher durch die Luminal, dagegen hätten wir dann ein anderes Medikament bekommen. Durch ein Forum von Epi-Dogs bin ich dann auf die Idee gekommen es parallel auf homöopatischer Basis zu versuchen. Ich fand eine sehr gute Homöopathin, die Ashley über die Bioresonanz behandelt hat. Die Bioresonanz hat dahingehend geholfen, dass Ashley uns nach einem Anfall schneller wieder erkennt und somit auch ihre Panik/Schreien nicht mehr ist. (Von einer Bekannten, die selber Epilepsie hat, weiß ich, dass das Gedächtnis nach einem Anfall erst wieder „vorgespult“ werden muss, bis man sich an die aktuellen Ereignisse erinnert).
Als homöopathische Behandlung (ich muss gestehen ich war sehr skeptisch) wurden uns Globulis Zinkum und Apisinum gegeben, die mit einer bestimmten Frequenz noch behandelt wurden. Diese bekommt Ashley 3x am Tag auf die Lefze oder mit einem Leckerchen. Gegen die Unruhe nach einem Anfall (Ashley läuft dann in Schränke hinein oder durch einen Wassernapf/Teich) wurde uns Belladonna in einer bestimmten Potenz gegeben, alle 10 min. bis eine Besserung eintritt. Während sie früher ca. 5-7 Stunden benötigte um wieder ganz die „alte“ zu sein, schaffen wir es dank Bellladonna, dass sie sich schon nach 1 Stunde wieder normal verhält. |
Was ich ebenfalls nur empfehlen kann, ist ein Tagebuch zu schreiben, zu jedem Anfall(Dauer, Tageszeit) evt. Umstände und so verrückt es klingt vielleicht auch Wetter und Mond aufschreiben. Es hilft einem selber, sich diese Gedanken von der Seele zu schreiben und man findet ggfs. Gemeinsamkeiten, die einem THP, Tierarzt oder einem selber bei der weiteren Behandlung zu helfen.
Ashleys Anfälle sind zwar immer noch sehr traurig, aber nicht mehr so schlimm wie beim ersten Mal. Manchmal kommt sie vorher zu uns und kuschelt sich an, auf den Spaziergängen trägt sie oft ein Geschirr, für den Fall, dass sie uns nicht erkennt und wir sie dann nicht am Halsband zerren müssen, ihr Freiraum geben können bis sie sich an uns erinnert. Während des Anfalls streicheln wir sie und reden beruhigend auf sie ein, ansonsten passen wir nur auf, dass sie sich nirgends verletzen kann.
Zwischen den Anfällen ist sie ein ganz normaler Hund, lustig lebensfroh wir nehmen sie auch weiterhin überall mit hin, wir machen Agility, Beschäftigung für und mit vielen Hunden, wir haben nun auch mit Dogdance angefangen, was sie unglaublich schnell lernt.
Meist bekommen die Hunde die Anfälle nachts oder kurz nach dem aufstehen, sie dauern dann ein paar Minuten, ggfs. kann sich auch ein weiterer Anfall anschließen. Wenn ein Hund mehrere Anfälle hintereinander hat, oder eine richtige Anfallsserie ist das eine extreme Belastung für das Herz und den Stoffwechsel (vermehrter Hunger und Durst danach sind üblich) und dies kann dann zum Tode führen. Für so einen Notfall haben wir Diazepan im Hause das dann notfalls verabreicht werden kann um die Serie zu unterbrechen.
Fazit: Es ist eine Krankheit, die man mit allen Mitteln und Vernunft bekämpfen muss, es gibt leichtere Fälle so wie wir es haben, und es gibt schwere Fälle wenn der Hund z.b. mehrere Anfälle an einem Tag hat, aber man sollte den Mut nie verlieren. Sicherlich haben wir noch viel Glück, es gibt viel schlimmere und dramatischere Fälle, aber es gibt vieles das man versuchen kann (Futter, Gesundheitsplanung usw.) bevor man seinen Hund wirklich einschläfern muss.
Für uns hat sich der Slogan bewahrheitet „Epi-lepi aber happy“.
Alles Gute
Anikó Weiß mit Ashley

(Ashley ging am 21.02.2008 im Alter von 5 Jahren und 9 Monaten wegen eines Status epilepticus, aus dem sie nicht mehr herauskam, über die Regenbogenbrücke)
Am 18. Oktober 2007 haben wir beide miteinander gespielt, bis Fango torkelnd mit dem Kopf gegen den Türstock geknallt ist. Danach ging alles relativ schnell. Zuerst hat er nur abwechselnd die Hinterbeine angehoben, dann ist er umgekippt und hat auch zu Krampfen begonnen. Ich habe seinen Kopf auf meinen Oberschenkel gelegt, ihn gestreichelt und ruhig auf ihn eingeredet. Meine Eltern und mein Bruder sind sofort aus allen Ecken gekommen. Fango war nicht ansprechbar, sein Blick war starr, er hatte starken Speichelfluss und seine Beine machten kreisende Bewegungen. Ich habe ihm Bachblüten Notfall-Tropfen in die Lefzen geträufelt, das Maul bekam ich nicht geöffnet.
Das Bild, das hilflose Gefühl und die Angst, die ich in diesen 4 Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorgekommen sind, werde ich wohl nie vergessen.
Ich habe ihn geschnappt, bin eine kleine Runde mit ihm gegangen und der Hund war wieder ganz normal. Für mich selbst war dieser Anfall fast noch schlimmer, da ich noch lange nicht verarbeiten konnte, was mit meinem Hund los ist. Trainiert haben wir an diesem Tag nicht mehr, alleine schon, weil es mir nicht mehr gut ging.
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Einen 4. Anfall hatte er am 20. Jänner 2008, wieder war am Vortag ein Agilityturnier. Am Vorabend hechelte Fango sehr stark, sein ganzer Körper hat sich mitbewegt. |
Ich möchte alle Kromibesitzer, die Koordinationsschwierigkeiten bei ihrem Hund feststellen können bitten, erstmal zum Tierarzt zu gehen um eventuelle andere Gesundheitsprobleme festzustellen. Sollte nichts festgestellt werden können, dann sollte man Epilepsie nicht ausschließen. Vor allem aber den Hund gegebenenfalls aus der Zucht nehmen und dem RZV die Probleme melden!!!!!!!

Fango vom Isarflimmern, *25.06.2004, im Alter von 13 Jahren fotografiert von seiner Besitzerin Eva Hammerschick. Viele Bilder der jungen Hobbyfotografin sind auch auf ihrer facebook-Präsenz unter https://www.facebook.com/EvaHammerschickFotografie/ zu finden